Die Kleinstadt Lüdinghausen zwischen Dortmund und Münster kennen im Radsport vermutlich genau so wenige, wie den Namen Sebastian Niehues, der dort wohnhaft ist. Sebastian hat vor kurzem seine Leidenschaft im Radsport entdeckt. „Das geschah eher zufällig. Ich habe mich beim Laufen verletzt und setzte mich dann Ende 2019 auf ein altes Rennrad meines Vaters, der regelmäßig fährt. Auf dem Rad hatte ich keine Beschwerden und die Freude am Fahren packte mich schnell“, so Sebastien.
2020 stellte er sich frech an den Start seines ersten Rennens und belegte Platz 10 bei den Amateuren. Dies gelingt wenigen, bedeutet irgendwie, dass jemand Talent hat. Aber reicht das direkt für einen Platz in einem Profiteam?
Sebastians Geschichte geht weiter. Kurz gefasst so: Er startet bei drei weiteren Rennen, die Ausbeute sind zwei Siege und ein zweiter Platz. Oho, jetzt wird es spannend. Dann ist das Jahr 2020 zu Ende und Corona sei Dank, waren nicht mehr Möglichkeiten gegeben.
2021 stellt sich Sebastian an den Start der NRW Landesmeisterschaften im Zeitfahren: Platz drei. Sebastian sitzt jedoch nicht auf einem dieser super aero Zeitfahrmaschinen, die aussehen wie futuristische Raumfahrtraketen. Er fährt auf einem ganz normalen Straßenrad und führt damit die Konkurrenz vor. Das er so auch noch an der Deutschen Meisterschaft im Zeitfahren teilnimmt, ist fast schon eine Provokation. Mit Platz 15 lässt er dutzende Teilnehmer hinter sich.
Das lässt sogar den BDR aufhorchen. Kurzerhand fährt Sebastian Ende 2021 mit dem Münsterland Giro sein erstes Profirennen probeweise im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft. Radsportkarriere im Schnelldurchgang sozusagen.
„Wir möchten ein international konkurrenzfähiges Team. Und dennoch vergeben wir die Plätze nicht alleine nach der größten Vita. Bei den gut 600 Bewerbungen jährlich ist alles dabei. Vom Anfänger bis zum World Tour Fahrer und Grand Tour Etappensieger ohne Vertrag. Sebastian mag eine untypische Verpflichtung sein, aber seine Motivation hat uns überzeugt und vielleicht können wir uns über die ein oder andere Überraschung mit ihm freuen“, so Matthias Schnapka.
Timo Schäfer ergänzt: „Wir haben seine Leistungsdaten eingehend analysiert und sind absolut von seinem Potential überzeugt. Es macht doch viel mehr Spaß, ein neues Gesicht nach vorne zu bringen, welches gemeinsam mit dem Team wächst. Zusammen mit Jasper Pahlke und Enzo Decker erweitern wir damit auch den Kreis hoffnungsvoller deutscher Nachwuchsfahrer in unserem Team“.
Sebastian Niehues startet diesen Donnerstag gemeinsam mit seinem Team bei der Tour of Antalya in die Saison 2022, wo er auf ein hochwertiges und internationales Teilnehmerfeld treffen wird.
Sebastian dazu: „Auf das Rennen in Antalya freue ich mich riesig! Es war schön schon einige Fahrer am Tag vor der Abreise kennenzulernen. Ich bin gespannt, wie es sein wird das erste Mal mit ihnen zu fahren und ab Donnerstag dann Rennen zu bestreiten. Natürlich muss ich mich erst einmal einfinden. Bei dieser Truppe bin ich mir jedoch sicher eine Menge lernen zu können!“
