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Brücken bauen mit dem Rad – BIKE AID triumphiert bei der Tour of Iran

Samstag, Jun 14, 2025 in Pro Cycling

Zwei Etappensiege, ein Doppelpodium in der Gesamtwertung und der Sieg in der Mannschaftswertung, das saarländische Profi-Team BIKE AID kehrt erfolgreich von der Tour of Iran zurück. Doch so groß die sportlichen Erfolge auch sind, im Zentrum dieser Reise stand etwas viel Wertvolleres: Begegnung, Offenheit und die Kraft des Sports, Brücken zwischen Welten zu bauen. 

Auf den anspruchsvollen Etappen durch das Sahand-Gebirge überzeugte das Team mit Entschlossenheit und Teamgeist. Der erst 19-jährige Eritreer Milkias Maekele gewann die Auftaktetappe im Sprint und trug mehrere Tage das Führungstrikot. Dawit Yemane gewann die erste Bergetappe und übernahm das Gelbe Trikot von seinem Teamkollegen. Am Ende belegten Milkias Maekele und Yoel Habteab Platz zwei in der Gesamtwertung. Der Sieg in der Teamwertung rundete die perfekte Bilanz ab. 

Es ist bereits das dritte Gesamtwertungspodium für BIKE AID in dieser Saison, allesamt bei Rundfahrten der ersten UCI-Kategorie. Damit setzt sich eine beeindruckende Erfolgsserie fort, welche das Potential des saarländischen Teams verdeutlicht. 

Milkias Maekele gilt als eines der größten Radsporttalente seines Landes. Erste Kontakte mit WorldTour-Teams haben bereits stattgefunden. Die bisherigen Leistungen sind vielversprechend, auch wenn er mit 19 Jahren noch Erfahrung sammeln muss. „Wir freuen uns, wenn unsere Sportler das Interesse der großen Teams wecken“, sagt Teammanager Matthias Schnapka. „Seit dem Erfolg bei der Tour of Hellas gab es auch einige Gespräche rund um Anton Schiffer. Natürlich hoffen wir, unser Team weiterentwickeln zu können, um solche Talente langfristig an uns zu binden. Aber gleichzeitig ist es auch ein schöner Beweis, dass unser Konzept funktioniert.“ 

Doch die wahre Bedeutung dieser Reise lässt sich nicht in Zahlen fassen. Denn wer im Iran ankommt, begegnet nicht nur einem faszinierenden Land, sondern auch einer anderen Realität als der, die Reisehinweise und Schlagzeilen nahelegen. Trotz eindringlicher Warnungen und politischer Spannungen fand BIKE AID eine Atmosphäre der Herzlichkeit, Offenheit und ehrlichen Neugier vor. 

Für die jungen Sportler aus Europa war es eine prägende Erfahrung, die sie tief bewegt hat. Ohne den Radsport hätten sie niemals einen solchen Einblick in das Leben und die Menschen vor Ort erhalten. Diese Begegnungen öffnen die Augen – auf beiden Seiten. Auch viele Menschen im Iran leiden unter dem Bild, das westliche Medien von ihrem Land zeichnen. Sie sehnen sich danach, als das gesehen zu werden, was sie sind: warmherzige, stolze und gastfreundliche Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als in Verbindung mit der Welt zu bleiben. 

Einmal mehr hat BIKE AID gezeigt, wofür dieses Team steht: Spitzenleistung im Sattel, aber auch Haltung, Verantwortung und die Überzeugung, dass Sport mehr kann als nur Medaillen gewinnen. Diese Reise war ein starkes Zeichen – für den Radsport, für Menschlichkeit und für die Kraft der Begegnung.

Nachtrag 1
Nach unserer Abreise haben wir mit großer Bestürzung erfahren, dass der junge türkische Sportler Mustafa Ayyorkun verstorben ist. Der 21-Jährige war auf der fünften Etappe schwer gestürzt und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Diese Nachricht erfüllt uns mit tiefer Traurigkeit. Ein junger Mensch voller Hoffnung und Träume wurde aus dem Leben gerissen. Kein Radrennen der Welt ist das wert.

Nachtrag 2
Etwa zwei Wochen nach unserer Rückkehr eskaliert der Nahostkonflikt weiter. Es kommt zu direkten Angriffen zwischen Israel und dem Iran. Zum Zeitpunkt des Rennens hielten wir es für absolut richtig, in den Iran zu reisen. Heute wäre das nicht mehr möglich.
Unser Blick ist vom Radsport geprägt. Wir wissen von vielen begeisterten Radsportlern in Israel und erleben junge Talente im Iran, die auf eine Zukunft im Sport hoffen. Sie alle, wie auch alle anderen Menschen auf beiden Seiten, wünschen sich vor allem eines: ihre Zukunft frei und in Frieden gestalten zu können. Die Interessen politischer Regime nehmen darauf jedoch oft wenig Rücksicht.