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Jeantex Transalp 2008

Sonntag, Aug 17, 2008 in Community

Der Name hat sich geändert, früher Transalp-Challenge - heute Jeantex Transalp. Was bleibt ist das weltweit härteste Etappenrennen für Mountainbiker. Dort sind Andreas und Matthias im BIKE-AID Trikot gestartet und prima angekommen!
Das war sie nun die Jeantex Bike Transalp 2008 von Füssen nach Riva del Garda!
Das wahrscheinlich härteste MTB-Etappenrennen der Welt, wenn man der Aussage eines Südafrikaners Glauben schenken darf den wir bei der Eröffnungsfeier in Füssen kennenlernten und der schon die TransRockies Challenge und die Cape Epic mitfuhr. Lassen wir das mal so stehen, für uns war es ja auch hart genug.

Die Fakten:

665,4 km mit 21691 Höhenmetern in 8 Etappen. Steigungen mit bis zu 25% und sehr technische Trail-Abfahrten mit bis zu 32% wollten bezwungen werden, um das begehrte Finisher-Trikot in Riva in Empfang nehmen zu dürfen.

Das Wetter bot sich uns in fast seinem ganzen Spektrum. Von 2°C auf 2760 m (Idjoch) mit Graupelschauern und gezuckertem Pfad, bis hin zu pechschwarzen Asphaltanstiegen bei 36° in der Sonne und strahlend blauem Himmel.

Hier die Etappenberichte im Einzelnen:

Tag 1 (Füssen – Imst):
Die erste Etappe ist als leichte Einstiegsetappe zu werten, jedoch geht es
hier schon für die meisten um eine möglichst gute Platzierung für die ab
dann geltende Startblockzuteilung. Entsprechend hoch ist dann auch das
Tempo. Das Wetter präsentiert sich königlich (passend zur
Königsschlosskulisse). Ein verärgerter, kontra-Bike eingestellter Bauer hat
auf den ersten Kilometern kurzerhand ein Streckenschild um 180° umgedreht,
so dass die Führungsgruppe mitten in einen Campingplatz umgeleitet wird.
Angekommen in Imst erfahren wir, dass Sabine für die Fahrt mit unserem
Wohnmobil über das Verkehrschoas am Fernpass-Nadelöhr und der anschließenden
Suche nach einem Stellplatz deutlich mehr an Zeit gebraucht hatte, als wir
für die gleiche Strecke (und mehr) mit unseren Bikes – entsprechend genervt
nimmt sie uns in Empfang und verständlich aufwendig sind die
Beruhigungsbemühungen von Matz.

Tag 2 (Imst – Ischgl):
Nach einer lauten Nacht (neben dem Jethro Tull Open Air in Imst) stellen wir
fest, daß das Wetter umgekippt ist. Es hat die halbe Nacht geschüttet. Als
wir uns jedoch in unseren Startblock einreihen hört’s wieder auf. Kurz vor
dem Start sagt Matz: „Da zischt was…“ und streckt auch schon den Kopf
zwischen unsere beiden Bikes um das Geräusch näher zu orten. Schier
unglaublich, bei dem Geräuschpegel um uns herum irgendwas zischen zu hören,
aber es ist in der Tat eine Glasscherbe in Andy’s Hinterrad. Ein Blick zur
Uhr: 8:58 – also noch exakt zwei Minuten bis zum Start (!). Jetzt wird’s
ernst. Die Räder aus der Meute raus und mit zitternden Händen (wieso
eigentlich?) einen neuen Schlauch einziehen. Eine Zuschauerin hält
hilfsbereit und ehrfürchtig beim Schlauchwechsel das Rad durch den
Absperrzaun hindurch fest. Nebenbei ist der Startschuss gefallen und knapp
1100 Biker verlassen bei ACDC’s „Highway to hell“ den Startbereich – ohne
uns! Wir sind endlich fertig und eilen zur Startlinie. Dort wird gerade die
Scannermatte von Datasport zusammengerollt. Nach einem kurzen Stop
versichert man uns aber trotzdem manuell zu registrieren - wir hetzen mit
erhöhtem Adrenalinspiegel der gesamten Meute hinterher und räumen das Feld
nun von hinten. Mit 76 km und 3171 hm geht es heute zur Sache.

Auf der Pasta-Party in Ischgl wird uns spätestens klar, dass von nun an
immer die selben Gesichter bei der allabendlichen Siegerehrung zu sehen
sind. Irgendwie langweilig. Das Interessanteste kommt jedoch immer zum
Schluss: Das Briefing für die nächste Etappe mit Rennleiter Uli Stanciu. Und
heute sagt Uli: „Das Wichtigste vorweg: Das Wetter. Wir erwarten in der
Nacht einen Temperatursturz von 10°. Im Moment sind es auf der Idalpe noch
11°. Diese liegt auf 2100m. Wir müssen aber auf 2700m zum Idjoch. Ich
erwarte aber keine Niederschläge mehr. Wir entscheiden morgen, ob wir drüber
fahren“.
Soweit Uli, als wir aber aus der Halle rausgehen schüttet es so sehr, dass
wir mit einem Taxi zum 500m entfernten Campingplatz fahren müssen. Und es
hört die ganze Nacht nicht mehr auf zu schütten…

Tag 3 (Ischgl – Scuol):
Trotzdem ging’s hoch zum Idjoch, das davon nur ein bisschen angezuckert war.
Und diese Auffahrt hat sich gelohnt. Oben kommt die Sonne raus und eine
kaiserliche Abfahrt mit Traumtrails erwartet uns im Anschluss. Bei fast
schon wieder königlichem Wetter geht’s dann ab in die Schweiz. Der dortige
Etappenort Scuol hat sich was besonderes einfallen lassen: Die Pastaparty
findet auf dem Gipfel des 2142m hohen Motta Naluns statt, auf den der
gesamte Tross (immerhin ca. 1500 Personen) mit Gondeln hochkutschiert wird.
Von dort aus können wir die Unterengadiner Dolomiten bei untergehender Sonne
bestaunen.

Tag 4 (Scuol – Livigno):
Morgens in der Startaufstellung sind wir Zeuge eines obskuren
Teamgespräches. Sagt doch der eine zum anderen: „Mensch, wir müssen schauen,
dass wir morgen in den Startblock C kommen. Da läuft’s deutlich besser und
auch die Brücken sind sowieso breiter als im Startblock D“. Hää? Wie soll
das bitteschön gemeint sein? Fortan wird das der Spruch des Tages sein bei
der heutigen Tour durch den Schweizer Nationalpark bis nach Livigno.
Atemberaubende Panoramen und Traumtrails sind auch heute mit dabei. Andy's
Helm erfüllt seinen Zweck und schützt seinen Kopf bei einem leichten
Umfaller vor dem Aufschlag auf einen Stein, wobei allerdings die Helmschale
zu Bruch ging und in Livigno ein Neuer her musste. Weniger Glück hatte ein
anderer Fahrer, der wenig später in einer verblockten, felsigen Abfahrt zu
Fall kam und vom Hubschrauber abtransportiert wurde.

Tag 5 (Livigno – Naturns):
Die erste der beiden Königsetappen und gleichzeitig Andy’s Geburtstag. Mit
122 km und 2909 Höhenmetern alles andere als einfach aber auch irgendwie die
schönste der ganzen Woche. Nachdem uns anfänglich das Tempo des Pulkes
aufgezwungen wurde (nämlich Schieben und Stossen) geht’s noch zwei mal auf
2700m und darüber und das bei Kaiserwetter (wir haben es uns auch verdient).
Anschließend eine nicht enden wollende Abfahrt und dann im Schweinsgalopp
durch die Apfelplantagen des Vinschgaus. Nachdem uns ein Kameramotorad mit
laufender Kamera einfängt und vor unserer Gruppe herfährt drehen einige
völlig am Rad und heizen das Tempo auf bis zu 50km/h hoch! Bei starkem
Rückenwind ist dies zunächst noch machbar, aber kurz darauf lassen wir uns
doch wieder rausfallen. Die Drangebliebenen fangen wir später wieder ein.
Matzes Skareb Gabel und das Sattelgestänge geben nach dieser Königsetappe
den Geist auf, doch dank des Expo-Teams von Fox hat er noch am selben Abend
eine neue F80 verbaut.

Tag 6 (Naturns – Kaltern):
Die zweite der beiden Königsetappen tut richtig weh. Erstmals merken wir
deutlich unsere Beine vom gestrigen Höllenritt durch den Vinschgau und schon
gleich geht’s 1400 Höhenmeter am Stück rauf zur Naturnser Alm. Insgesamt
erwarten uns an diesem Tag fast 4000 Höhenmeter und irgendwie werden wir das
Gefühl nicht los, dass wir weit zurückgefallen sind und das Zeitlimit
bedrohlich nahe kommen kann (Zitat Matz: „Guck mol, do fahren nur noch Alte
um uns rum!“). Zum Etappenende läuft es dann aber wieder deutlich besser und
wir kommen 1h15min vor dem Zeitlimit in Kaltern an.

Tag 7 (Kaltern – Andalo):
Leider meldet sich gleich von Anfang an die rechte Achilles-Sehne von Matz
mit einer Überanstrengung oder Entzündung mit starken Schmerzen, so dass wir
bei der Etappe "nur" als 227tes Team ins Ziel kommen. Eine Bruthitze tut das
Übrige noch dazu.

Tag 8 (Andalo – Riva del Garda):
Das Transalp-Physio-Team unterstützt Matz und er lässt sich die schmerzende
Achilles-Sehne vor dem Start tapen. Schließlich geht es ja heute um die
Wurst. Dabei hat uns Uli nochmal richtig was auf’s Brot geschmiert. Die Auf-
und Abfahrt zum und vom Monte Gazza waren brutalst, gehören aber zu einer
richtigen Transalp einfach dazu (wenn es leider auch die allerletzte Abfahrt
dieses Etappenrennens war). Zumindest die Abfahrt war voll nach Matzes
Geschmack und die Achilles-Sehne schien fast vergessen zu sein. Andy schiebt
hier größtenteils lieber – aber unten angekommen nehmen wir die Verfolgung
gemeinsam wieder auf und stürzen uns auf das sehnsüchtige Ziel am Gardasee
zu. Unterwegs machen wir noch den ein oder anderen Platz gut und werden in
Riva von einer tobenden Zuschauermenge empfangen, darunter auch Scotty, der
in der gleichen Woche eine „Parallel-Transalp“ gefahren ist. Jeder kriegt
eine Medaille umgehängt und wird des Datasport-Chips beraubt, den wir die
ganze Woche unter unserer Startnummer trugen. Gleichzeitig fallen alle
Strapazen und Stressituationen der Woche und auch der langen
Vorbereitungzeit in einem Schlag von uns ab. Dieses befreiende Gefühl
geniessen wir bei einem abschliessenden obligatorischen Bad im Gardasee.

Die darauffolgende Abschlussparty am Ufer des Gardasees fiel als Open-Air
Veranstaltung leider einem heftigen Gewitter zum Opfer. Bleibt die Frage
offen, warum Veranstalter „Plan B“ hierfür nicht einen Plan B in der Tasche
hatte und z.B. auf eine Halle zurückgreifen konnte?! Unsere Finishertrikots
konnten wir trotzdem in Empfang nehmen.
 
Unser Ergebnis: Rang 194. im Herrenranking (Platt/Sahm) bei über 300
gestarteten Herren-Teams mit 48:03.58,7 Std.

Fazit:
Ein unvergessliches Erlebnis und eine rundum perfekte Veranstaltung, die
sich jeder Mountainbiker in seinem Radsportleben unbedingt einmal antun
sollte. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man sie allerdings nicht –
schliesslich sind es immerhin 8 Marathon-Veranstaltungen unmittelbar
hintereinander ohne jegliche Möglichkeit der Regeneration. Und das im
Renntempo. Wir gingen ohne jegliche Vorkenntnisse an den Start mit der
primären Zielsetzung Riva gesund zu erreichen. Das Wetter spielte ebenso
mit, richtig nass wurden wir nie (zumindest nicht von oben). Wir werden
wieder teilnehmen, wahrscheinlich nicht schon 2009, aber bei einer der
nächsten werden wir wieder auf der Starterliste stehen!

Und nicht zu vergessen noch ein großes Lob an unsere Wohnmobilfahrerin
Sabine, die jeden Tag unsere rollende Unterkunft von einem Etappenort zum
nächsten bewegte und sich um einen Stellplatz bemühte. Sowie die familiäre
Unterstützung von Andis Frau Katja und Sohn Moritz, die in Naturns zu uns
stießen und uns ab dort begleiteten.


Euer BikeAid-Transalp-Team 2008 Andy und Matz