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Sieben Biker um die sieben Berge

Donnerstag, Okt 23, 2008 in Community

Sieben Biker
Thomas K.,  Helmut  K., Mario S., Harry S.,  Michael T., Wojtec W., Martin W. und die sieben Berge
Sellastock, Langkofel, Plattkofel, Schlern, Seceda, Marmolada, Rosengarten. (Fotos und Text: Martin Wolsdorfer)
1.Tag
Wolkenstein- Seceda- Wolkenstein

Wir können es kaum erwarten und bei strahlend blauem  Himmel strampeln wir unserem ersten Tagesziel entgegen.

Die  Seceda bietet im Winter ein riesige Spielwiese für alle erdenklichen  Wintersportarten. Im Sommer saftig grün ist sie durch den ersten Frost schon leicht braun. 

Die  Live-Webcam ganz oben hat uns in den letzten Wochen immer wieder die aktuellen Wetterdaten übermittelt  und bietet eine hervorragenden Überblick über die komplette  Bergkulisse des Grödnertals.

Über Weg Nr.3 geht es zunächst zur Juac Hütte und die Gamsblutalm und vor uns öffnet sich das riesige Hochalmplateau das komplett mit kleinen Wegen und Pfaden durchkreuzt ist.
Wir erkennen bereits unser Tagesziel. Die Gipfelsation der Bergbahn Seceda die ab St.Ulrich Wanderer und Bergsteiger aber auch Mountainbiker auf eine Höhe von 2480 m bringt wird.

Wir wählen die klassische Art des Aufstiegs und werden oben mit einem perfekten Dolomiten-Panorama belohnt.  Lautes Schnaufen und Luft schnappen. Die Herzmuskeln bringen Höchstleistung und die Luft wird immer dünner.
 
Zur Linken die Geislerspitzen,  danach der gigantische Sellastock mit seinen imposanten Felsterassen,  der Langkofel,  der Plattkofel  und der Schlernrücken. Nach kurzer Rast und  einem Wink  in die Webcam beginnt der Abfahrtsspaß nach unten.

Am Gipfel fahren wir über Weg Nr. 1 quer rüber zur Regensburger Hütte. Fahrspaß pur und immer wieder kleine Schotterschikanen lassen die  Pulsfrequenz in die Höhe schnellen.

Ab der Hütte geht es dann richtig zur Sache. Wurzeln und dicke Brocken wechseln sich in ungeordneter Reihenfolge ab und fordern volle Konzentration. Ab der Juac Hütte geht es dann wieder über den Weg Nr.3 zurück nach Wolkenstein.

Für den ersten Tag kein leichter Anfang doch auf jeden Fall ein schöner Vorgeschmack auf den Rest der Woche.

20 km 1050 Hm
Fahrzeit: 3 Std 30 min.

2.Tag
Sellaronda

Nach umfangreichem Frühstück mit Rührei und Lyoner starten wir bei leichtem Hochnebel  bereits um 8:00.

Kurz hinter Ortsausgang beginnen die
600 hm Richtung Grödener Joch auf  Wanderweg Nr.654. Die ersten 400 hm sind nur teilweise fahrbar danach geht es gemütlich leicht ansteigend Richtung Passo Gardena. Hinter der Passhöhe auf 2050m fahren wir über Weg Nr.8 Richtung Kolfuschg. Der Trail zieht sich immer wieder leicht an- und absteigend am Hang entlang.
 
Am Höchsten Punkt hat man eine herrliche Aussicht auf den Sellastock und das Mittagstal. Hier hat  BIKE AID-Mitglied und Bikelegende Hans No Way Rey im September 2005 zum ersten Mal eine Abfahrt gewagt.

Eine steile grobe Schotterabfahrt bringt uns  hinuter ins Tal nach Canazei  und unsere Scheiben zum ersten Mal  auf Spiegeleitemperatur.
Auf breitem und leicht fahrbarem Wanderweg Nr.22 geht es weiter 400 hm bergauf  zum Passo Incisa auf 1870 m.  schnelle Abfahrt weiter über Nr.22 führt uns weiter nach Cherz und auf die Passstraße Richtung Passo  Pordoi.

Wir fahren allerdings noch ein paar hundert Meter bergab bevor wir rechts Richtung Ornella abbiegen. Auf Asphalt geht es zunächst leicht bergauf,  doch schon bald erkennen wir warum in allen Bike- Foren vor dieser Auffahrt mit insgesamt über 1100 hm über Weg Nr.634 gewarnt wird. Immer wieder absteigen und schließlich etliche Höhenmeter tragen zehren stark Nerven und  Wasservorräten.

Weiter geht es über ansteigendes Wiesengelände,  auf dem uns außer ein paar Murmeltieren niemand begegnet. Warum wohl?

Die Bergbahn ab Arabba hat den Fahrbetrieb bereits eingestellt.
Der finale Aufsteig über die Skipiste zur Porta Vescovo mit nochmals über 300 hm fordert nochmals alles und auf einer dünnen Schneedecke stoßen wir Richtung Höhepunkt der Tour dem Bindelweg.

Oben angekommen öffnet sich  ein grandioser  Blick Richtung Marmolada -Gletscher nach vorne und Sella Stock nach hinten.

Keine Menschenseele ist hier unterwegs und wir sehnen die Bindelweghütte herbei, denn die Wasservoräte sind mittlerweile komplett aufgebraucht. Doch auch hier alles leer,  Fensterläden geschlossen, Betrieb eingestellt. Die letzte Hoffnung,  dass am Passo Pordoi noch was offen ist erfüllt sich und wir können die Wasservorräte wieder füllen.

Die Dolomitengipfel beginnen bereits rot zu glühen und wir entscheiden uns für den letzten  Anstieg zum Sellapass die Straße zu nehmen.
Der Autoverkehr hält sich um diese Uhrzeit in Grenzen und wir erreichen gegen 19:00 Uhr die Passhöhe.

Alle Hellga´s werden installiert  und in rasendem Tempo ziehen wir als Lichterkette ins Tal nach Wolkenstein zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Den letzten Anstieg von 200 hm zur Unterkunft schaffen wir jetzt auch noch und Chefkoch Thomas kann es kaum erwarten uns mit seinen Kochkünsten zu verwöhnen.

Eine schwere Tour bei herrlichem Herbstwetter mit ausgezeichneter Fernsicht und jeder Menge Panorama auf die monumentalen Grödener Berge geht zu Ende. Körner hat sie reichlich gekostet!

68 km 3050 hm
Fahrzeit :11std 30 min.


3.Tag
Wolkenstein-St-Ulrich-Raschötz-Borgeles Alm-Wolkenstein

Zunächst rollen wir locker über Asphalt bergab Richtung St.Ulrich.
Am Ortsausgang nehmen wir den Poststeig  Richtung Laien.
Am Anfang schwierig oder gar nicht fahrbar bessert sich der Weg aber gegen Ende. Auf Weg Nr.35 geht es immer wieder durch Schiebepassagen unterbrochen bergauf Richtung Ramlitzer Schweige.
Die Baumgrenze lassen wir hinter uns und der Felsensteig auf die Raschötz sieht eigentlich von unten ganz harmlos aus.

Nur 2 km und 300 hm Tragen und der höchste Punkt der Tour,die Kapelle Santa Croce ist erreicht. Da sind sie wieder unsere sieben felsigen Freunde. Sie tragen wieder Ihre weißen Mützen.
Wir verweilen ein paar Minuten und genießen die Stille der Bergwelt mit einen genialen Traumpanorama.

Auf leicht abfallendem Bergweg geht es jetzt weiter über die Innerraschötzer Alm zur Brogles Hütte. Die folgende Abfahrt ist das eigentliche Highlight der Tour.

Baumdicke Felsen,  Gefälle jenseits von 20 %,  Messerscharfe Spitzkehren und kniehohe Holzstufen mit Bachquerungen fordern absolute Bikebeherrschung.

Statt über Asphalt von St.Ulrich nach Wolkenstein schieben wir nochmal den Aufstieg ab der Mittelstation Furnes zur Seceda über den Kukasattel.  Über 400 hm stoßen wir unsere Bikes die Skipiste hoch nur um keinen Asphalt an unsere Reifen zu lassen.

Wir queren noch mal die Seceda von oben links nach unten rechts und genießen letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einem Weizenbier auf der Regensburger Hütte.

Der abschließende Downhill Richtung Wolkenstein ist uns bereits bekannt,  bringt doppelten Spaß und spuckt uns genau gegenüber unserer Ferienwohnung wieder aus.

45 km 2100 hm
Fahrzeit : 8 Std

4.Tag
Wolkenstein – Sellapass-Tierser Alp

Die Webcam auf der Seceda zeigt oberhalb von 2000 m freie Sicht.
Bei uns im Tal ist es Wolkenverhangen.

Wir starten über einen Wiesentrail und Asphalt zum Hotel Monte Pana.
Links vorbei geht es über den Weg 528 zunächst recht flach, aber dann zunehmend steiler über die Weltcupabfahrt Sasslong.

Den letzten Teil vor dem Rifugio Comici heißt es dann wieder einmal.
Wer sein Bike liebt, der schiebt, oder trägt oder wirft es gleich den Hang hinunter.

Die erhoffte Wetterbesserung bleibt aus und unsere sieben Freunde verstecken sich hinter einer zähen Nebelwand. Nach kurzer Kaffepause im Rifugio Comici  fahren wir weiter auf dem oberen Weg  durch die Geröllwüste der steinernen Stadt Richtung Sellapass.

Dort biegen wir rechts ab und erreichen den Einstieg zum Friedrich August  Weg 557. Zur Plattkofelhütte geht es über einzelne Schiebepassagen,  aber auch schöne Trails die sich teils stark ausgewaschen am Hang entlang ziehen.
 
Hier  wird die Sicht kurzzeitig besser,  der Langkofel schält sich aus seiner Nebelhülle und auch das Tagesziel die Rosszähne oberhalb der Tierser Alp sind sichtbar.

Nach kurzer Rast in der Plattkofelhütte  geht es weiter über einen schönen ebenen Wiesentrail, der nicht umsonst „Auf der Schneid „ heisst, rechts die weiten Wiesen der Seiseralm und  links  das Val Duron, zum Haus Dialer.

Die letzte Schiebepassage dieses Tages ist die  Auffahrt zur Tierser Alp.
Nichts für Filigrantechniker, kostet reichlich Körner und  dehnt die  Wadenmuskeln. Die beiden Kletterkünstler Harry und Mario fahren die Strecke teilweise komplett. Auf der  Hütte wartet auf uns ein frisch geputztes  Bettenlager und  wir schlafen  nach ein paar Gläsern Rotweingut ein - mit der Hoffung auf gutes Wetter für den nächsten Tag.

25 km 1500 hm
Fahrzeit:7 Std
 
5.Tag
Tierser Alp- Schlern –Seiser Alm-Wolkenstein

Der Blick auf das Thermometer lässt alle Hoffnungen verpuffen.
0°, Nebel,  50m Sichtweite aber trocken. Motivation gegen Null.

Nicht gerade ideale Bedingungen für eine schöne Bergtour. Der Weg Nr.4 zieht sich leicht bergab zum Fuß des Schlernmassivs.

Ab hier beginnt eine etwa 30 minütige Trage-und Schiebepassage die uns schließlich oben auf das Plateau bringt. Hier  ist alles gefroren und wir können uns voll auf die schwierige Strecke konzentrieren, denn rundum gibt es zeitweise nichts zu sehen.

Kleine und größere Felsbrocken wechseln sich mit Wiesenabschnitten und tiefen Rinnen ab. Wir erreichen das erste Tagesziel die Schlernhäuser noch vor Mittag. Wir sind  die ersten Gäste des Tages.
Als wir die ersten Meter weiter über die Murmeltierwiesen Richtung Knüppelsteig abfahren reißt der Nebelschleier wie von Geisterhand auf und der Blick reicht bis in den Rosengarten.

Helmut und Michael nehmen erste intensive Bodenproben. Jetzt wird es heftig. Extreme Holzstufen loses Geröll und ein waghalsiges Serpentinengefälle lassen uns vom Sattel gehen und die nächsten 300 hm schieben.

Wojtec hat mit seinem 130 er Fully  auf dieser Passage kaum Probleme und  kann fast komplett durchfahren. Die Abfahrt über den Knüppelsteig bringt uns wieder etwas mehr Fahrspass. Nach einer weitern kurzen Bergauframpe geht es wieder steil bergab und wir vernichten über 1500 HM.

Ab dem Völser Weiher beginnt ein schöner langer Trail mit allem was das Gelände hergibt. Vorbei an der Ruine Salegg und der Burg Hauenstein geht es weiter über Weg 3A nach Bad Ratzes.

Hier könnten wir den Weg 9 nehmen der uns direkt auf halbe Höhe der Passstraße zur Seiseralm bringen würde. Das lassen wir besser. In dieser körperlichen Verfassung fahren wir doch lieber etwas weiter bergab um oberhalb von Seis au die Passstraße zu stoßen.
 
Die Rucksäcke werden jetzt langsam immer schwerer und die Auffahrt zur Alm zieht sich wie Gummi. Über uns schweben die leeren Gondeln zur Alm. Irgendwie schaffen wir den Anstieg dann doch noch und es kommen noch 15 Kilometer. Noch ein paar kleine Rampen über die leichten Hügel der Alm und wir haben es geschafft.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Wolkenstein.

Fünf Ritzel-Koch Thomas steht schon wieder in der Küche.

50 km 1900 hm
Fahrzeit: 10 Std.

6.Tag
Wolkenstein –Langental- Wolkenstein

Zum Ausklang und zur Entspannung der in den letzten Tagen doch arg geschundenen Knochen fahren wir noch in das Langental unterhalb der Ruine Wolkenstein. Über einen breiten Bergpfad geht es an den Eingang des Langentals.

Links über uns thront die Burg Wolkenstein, vielmehr das was noch von ihr übriggeblieben ist. Es öffnet  sich das Tal und Kanada scheint nicht weit oder sind wir schon dort?

Jeden Moment muss ein Braunbär hinter den Steinen auftauchen.
Wir fahren bis ans Ende des Tales. Ab hier geht es nur noch über Klettersteige weiter. Geklettert und geschoben haben wir in den letzten Tagen reichlich und wir genießen nochmal die Abfahrt zurück nach Wolkenstein über einen schönen flachen Wald und Wiesentrail

15 km 400 hm
Fahrzeit: 2 Std

Das Grödnertal bietet traumhafte Panoramen in  einer grandiosen Bergwelt die man sich teilweise mit schweren  Schiebe-oder Tragepassagen erarbeiten muss.

Die  sieben Biker aus dem Saarland sagen den sieben  felsigen Freunden Adieu und auf ein baldiges Wiedersehen

Unterkunft:
Residence La Pausa in Wolkenstein
Tierser Alp

Wir bedanken uns bei unserem Küchenchef Thomas für die hervorragende, gut gewürzte, bikerfreundliche Küche, bei Woytec unserem Bikemechaniker der täglich alle Bikes durchgecheckt und gewartet hat, bei unseren Fahrern Harry und Helmut für die sichere und entspannte Fahrt.

Wir staunten über  Kondition und Stürztechniken von Helmut und Michael, über die Fahrtechnik von Mario und Woytec, die Kletterkünste von Harry und uns vibriert jetzt noch die Bauchdecke von den trockenen Kommentaren die Thomas  in den
unmöglichsten Situationen von sich gab .


Sportlich erholte Grüsse


Martin