Bergauf und Bergab, immer und immer wieder, kein Ende in Sicht. Irgendwann konnte ich keine Berge mehr sehen. Nicht das sich sie verflucht habe, aber als Norddeutscher war das schon eine echte Herausforderung, alle Gebirge auf einmal mitzunehmen. Am Ausgang der Eifel dann endlich die freie Sicht auf die norddeutsche Tiefebene.
Starkregen und heftige Windböen zwangen mich, diesen Abschnitt zu teilen, aber das war egal, das Ziel lag nun "fast" in greifbarer Nähe. Während des Regens musste ich auch noch einen Reifendefekt beheben. Glücklicherweise fand ich hierfür einen Platz zum Unterstehen im Wald. Das klappte dann und ich konnte die Fahrt fortsetzen. Nun ging es gen Ziel, und mehr und mehr kamen die Emotionen in mir hoch, ja ich habe auf dem Rad geheult, das will ich nicht verschweigen. Als ich die Weser überquerte, lagen noch knapp 100 km vor mir. Es war ein unglaubliches Gefühle, es bald geschafft zu haben. Aber trotz aller Emotionen habe ich mir immer wieder gesagt: "Mario, 100% Fokus auf die Straße, noch ist der Marktplatz von Glückstadt nicht erreicht."
Dann war es so weit: Am 24.6. um 14:28 war ich am Ziel nach 3385 km und etwa 23.000 Hm: 12 Tage 8 Stunden und 3 Minuten als Finisher des Race around Germany.
Ganz besonders erwähnenstwert und ein riesiges Dankeschön gilt meiner Whatsapp-Gruppe. Von ihr wurde ich immer wieder angefeuert, ermuntert und motiviert. Aber auch Kommentare, die zur Vorsicht, Zurückhaltung und das Achten auf meine Gesundheit mahnten, waren mir eine wichtige Stütze bei dieser Rundfahrt. Meine morgendlichen und abendlichen Sprachnachrichten, sowie das Livetracking erzeugte bei den Chatmitgliedern das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Es war wirklich unglaublich und für alle ein Megaevent des Radsports. Das was sich in dieser Gruppe abspielte war eine sicherlich bisher nie da gewesene Begleitung eines Ultraradmarathons.
Technische Probleme hatte ich während der Tour nur wenige, insgesamt 2 Reifenschäden, wobei einer ein Fahrfehler von mir war. In Chemnitz einen Fahrbahnabsatz frontal getroffen. Die Folge war ein doppelter Durchschlag. Decken und Felgen blieben aber unversehrt. Meinen Schlauchvorrat, ich hatte insgesamt 3 mit, konnte ich dann in einem Radsportgeschäft 2 Tage später wieder auffüllen.
Schlafpausen machte ich, wenn nicht gerade in einer der 4 Pensionsunterkünfte im Wald (1 mal), und ansonsten in Bushäuschen. Diese sehe ich nun mit ganz anderen Augen als nur eine Haltestelle auf einen irgendwann einmal kommenden Bus. Sie stehen meist windabgewand und bieten einem Schutz. Ich habe sie schätzen gelernt, diese Bushäuschen.
Verpflegungsstellen waren für mich Tankstellen und SB-Märkte. Diese hatte ich mir als Wegpunkte in den Tracks markiert.
Und jetzt heißt es für mich erst mal regenerieren und realisieren, was ich gemacht habe. Finisher des Race around Germany, und das als 2ter der AK 50+ in der Geschichte dieses Ultraradmarathons überhaupt.
Viele Grüße,
Mario