Dass es im April manchmal durchaus wechselhaft sein kann, das sind wir ja irgendwie gewohnt. Doch was an uns Petrus am Sonntag in Überherrn bescherte, sollte unsere Jungs vor eine Herausforderung stellen. Allen voran unsere Fahrer aus Ruanda waren doch sehr überrascht, wie kalt es hier in Deutschland werden kann.
Die Fahrer aus Ruanda. Das sind Janvier Hadi und Jean Bosco Nsengimana. Beide sind am vergangenen Mittwoch hier angekommen und gerade dabei sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Die sind jedoch ganz anders, als sie es aus ihrer Heimat gewohnt sind. So regnet es in Ruanda zwar auch häufig, aber dort kommt es einem eher vor, als würde man eine warme Dusche nehmen. Im Gegensatz dazu fühlten sich beide am Sonntag eher in eine Tiefkühltruhe versetzt. Dies sollte nicht ganz ohne Auswirkung bleiben, denn wie Janvier Hadi nach dem rennen beschrieb, konnte er seine Hände kaum mehr bewegen und so während dem Rennen nichts mehr an Nahrung zu sich nehmen. Auf seine Leistung schien sich dieser Umstand nur beschränkt auszuwirken, gehörte Janvier doch von Beginn an zu einer Ausreißergruppe, die sich bereits früh im Rennen formierte. Mit dabei auch Nikodemus Holler, der seinen etwas in die Jahre gekommenen VW Polo vor dem Rennen derart an sein Limit brachte, dass dieser ihn exakt 15 Minuten vor dem Startschuss rechtzeitig mit ausreichend hohem Adrenalinpegel heil nach Ittersdorf transportierte. Schnell noch in die Radhose, Schuhe an und gleich in die Spitzengruppe.
Diese Gruppe sollte auch laufen und bis zum Ende vorne bleiben, denn alle Akteure waren sich einig. Es ist natürlich so, dass bei solch schlechtem Wetter vieles leichter fällt, wenn man gleich „auf Touren“ kommt. Denn dann ist der Körper eher und besser gewärmt, als wenn man es langsam angehen lässt. Also war es wohl nicht die allerschlechteste Entscheidung der beiden Jungs, sich in diese Gruppe zu begeben.
Als das Rennen dann in die Schlussphase ging, entschied der gefürchtete Scharfrichter, nämlich der Anstieg nach Rammelfangen über den Ausgang des Rennens. Erfreulich für das Team Stradalli – BIKE AID, dass es gleich zwei Fahrer waren, die in der verbleibenden Spitze, die aus 3 Mann bestand, vertreten waren. Nikodemus Holler hatte entgegen seinem VW Polo keine technischen Probleme und Janvier Hadi trotze der eisigen Kälte tapfer weiter. Gemeinsam mit Fabian Genuit sollten sie nun um den Sieg kämpfen.
Dieses Gefühl ist etwas ganz besonderes, wenn man am Ende eines Rennens weiß, dass man nun entscheidend um den Sieg fährt und kein anderer mehr von hinten eingreifen kann. Es geht dann Eins gegen Eins oder Mann gegen Mann. Ein ganz besonderer Moment, wenn man immer wieder seinen Mitstreiter anschaut, um herauszufinden, wie er sich fühlt, um dann seine Karten im entscheidenden Moment auf den Tisch legen zu können.
Leider zehrte die Kälte und der Mangel an Nahrungsaufnahme dann in der letzten Runde doch so an Janvier Hadi, dass dieser dann am Rammelfanger Berg nicht mehr ganz den Anschluss halten konnte und eine kleine Lücke aufging. So war der taktische Vorteil für die Männer von Stradalli – BIKE AID erstmal dahin und Nikodemus musste alleine versuchen Fabian Genuit in Schach zu halten. Doch Fabian ist einer der sprintstärksten Fahrern im Südwestdeutschen Raum und gegen einen „Bergfloh“ mit knapp 55 kg sollte es eher ein leichtes Spiel im Sprint für ihn werden. So versuchte Nikodemus nochmal alles, ihn vor der Zieleinfahrt loswerden zu können. Doch im Wind lehnte sich Fabian allem entgegen und wahrte so seine Siegchancen, die er dann im Schlussprint auch ergriff und das Rennen gewann.
Knapp dahinter kam unser Fahrer aus Ruanda, Janvier Hadi, als Dritter ins Ziel und bewies gleich im ersten Rennen, welche Klasse er hat.
Ein spannendes Rennen ging mit einer sehr guten Vorstellung des gesamten Teams Stradalli – BIKE AID zu Ende und die Fahrer freuten sich auf einen gemütlichen Grillabend mit der Community von BIKE AID im Anschluss.
Hier ist der Link zum TV-Beitrag der Sport-Arena im SR-Fernsehen (ab Min. 14:00)