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BIKE AID in China - Mehr als Sport

Donnerstag, Sep 21, 2023 in Pro Cycling

Sportliche Erfolge und besondere Eindrücke beim ersten Rennen für BIKE AID in China seit der Pandemie.

Im Jahr 2014 wurde ein neues deutsches Profi-Radteam gegründet. Mit neuen Perspektiven und einzigartigen Geschichten wollte das Team BIKE AID begeistern und neugierig machen.

Gleich im ersten Jahr flog das Team nach China zur Tour of Qinghai Lake. Millionen von Zuschauern entlang der Strecke, grandiose Landschaft und die Gastfreundschaft der Menschen machten die Teilnehmer sprachlos. In Deutschland stießen die Bilder und Geschichten aus einem fernen Land auf großes Interesse.

2019 fand jedoch die vorerst letzte Reise nach Fernost statt. Dementsprechend aufgeregt war das Team, als es die Einladung zur Tour of Poyang Lake erhielt. Für die vielen neuen Fahrer im Team sollte es überhaupt die erste Reise nach China werden. Was erwartet uns dort, wie ist das Essen, sind wir dort sicher? Viele Fragen standen im Raum.

In China wird vieles anders gemacht, das ist sicher. Allein das Rennformat war mit der europäischen Radsportbrille nicht ganz nachvollziehbar. Es gab zwei Rundfahrten, eine UCI-Rundfahrt über fünf Tage und eine nationale Rundfahrt über sechs Tage, die zusammen die Tour of Poyang Lake 2023 bildeten. 

Die Dimension eines nationalen Rennens in China kann aber nur verstehen, wer es mit eigenen Augen gesehen hat. Sei es die Infrastruktur, das Medieninteresse oder die Begeisterung der Zuschauer. „Solche Rennen zeigen uns immer wieder, was den Radsport weltweit bewegt und wie wenig unser eurozentrisches Denken der globalen Realität entspricht. Und es motiviert uns und hoffentlich auch andere, auch hierzulande wieder größere Träume zu wagen und nicht im bürokratischen Klein-Klein jede Aktivität im Keim zu ersticken“, so Matthias Schnapka. 

Sportlich lief es für BIKE AID im ersten Teil der Tour nicht so gut. Das Team musste sich in China erst einmal zurechtfinden. Besonders für junge Athleten wie Jonas Beck war die Reise eine Herausforderung. Der 18-jährige Stagiaire aus dem BIKE AID Development Team hat gerade sein Abitur gemacht und ist mit Vollgas in den Profiradsport eingestiegen. Gerade hat er die 10-tägige Volta Portugal bestritten und durfte dann zu seiner ersten Asienreise aufbrechen.

Anton Wiersma, der sportliche Leiter: „Für uns war vor Ort alles neu, man versteht die Beschriftung am Hotelbuffet nicht und wenn man auf der Straße auf Englisch nach dem Weg fragt, blickt man in lachende Gesichter. Wir waren in Städten fernab vom Tourismus, wo sich selten ein Ausländer verirrt. So war man zwar ein Exot auf der Straße, fühlte sich aber überall willkommen“. 

Im zweiten Teil der Rundfahrt lief es für das Team deutlich besser. Auf der vierten Etappe gab es ein Mannschaftszeitfahren, das BIKE AID auf Platz 2 beendete. Damit war der Grundstein für das spätere Gesamtergebnis gelegt. Dawit Yemane konnte vor allem in den Bergen überzeugen und am Ende fehlten nur 15 Sekunden auf den Gesamtsieg. Aber auch der zweite Platz in der Einzelwertung war ein erfreuliches Ergebnis und zusätzlich gewann er das Bergtrikot.

Emotionaler Höhepunkt war aber der Sieg in der Mannschaftswertung, den das gesamte Team euphorisch feierte und der aus der gemeinsamen Leistung aller Fahrer resultierte. 

Den Erfolg einer solchen Reise nur an sportlichen Ergebnissen zu messen, würde der Sache jedoch nicht gerecht werden.

„Die Eindrücke und Begegnungen vor Ort haben uns immer wieder bestätigt, dass es richtig ist, dorthin zu fahren und sich selbst ein Bild von Land und Leuten zu machen. Wir nehmen so viel mit von der Gastfreundschaft der Menschen, aber auch von der Begeisterung für den Radsport, wenn man die teilweise unglaublichen Zuschauermassen an der Strecke sieht. Vor allem ist es inspirierend zu sehen, mit welcher positiven Energie und welchem Aufwand dort Sportveranstaltungen organisiert werden. Gerade vor dem Hintergrund der ständigen Diskussionen über den Stellenwert des Sports in Deutschland hat man das Gefühl, dass wir hier mehr darüber nachdenken, warum etwas nicht funktioniert, als nach vorne zu schauen“, so Matthias Schnapka.