Als Sponsor für diese (Tor)Tour war die Firma
Fleischwaren Schröder sofort Feuer & Flamme und hat uns neben der Verpflegung auch noch
300€ für die Spendenkasse zur Verfügung gestellt. Nach umfassender Streckenplanung, schließlich wollten wir nach Möglichkeit nur auf autoarmen Nebenstrecken fahren, diversen Rundmails, vielen, vielen gemeinsam vernichteten Pizzen, Pasta & Grünzeug war es am Freitag 0:12 endlich soweit.
Da Walter kurzfristig absagen musste ist Ricci eingesprungen. Er hat das Team mit seinem
Kampfgeist & Leidensfähigkeit bereichert und gezeigt,
dass man auch noch jenseits der 60er Marke noch reichlich Druck auf dem Pedal haben kann. Also, Freitag 0:13 war Start, die ersten Kilometer natürlich wieder irgendwie unwirklich, ist schon ein komisches Gefühl wenn man weiß man fährt im Dunkeln los und kommt im Dunkeln an, was sind 50km Tachoanzeige wenn man weiß bis Sonntag sind 1000km zu fahren.
Die erste Etappe würde von Lutti und Markus gefahren. Irgendwo in Frankreich lud uns der Garmin zu einer Traileinlage ein, welche wir, wegen mangelnder Streckenkenntnis nicht abschlagen konnten, also mit der Rennrädern durch Wald und Flur, über Schotter und
alte verfallene Militärpisten. Wenn uns jemand im Dunkeln in der absoluten Einsamkeit gesehen hätte, keine Ahnung was er gedacht hätte, nur gut dass kein Jäger auf dem Hochsitz war während wir mit unseren Ultremo-Reifen den Schotter gespurt haben ...
Nach ca. 80 km haben wir, unter dem Spott von Doc & Ricci unsere Vorräte am Treffpunkt aufgefüllt, und da noch recht frisch sind wir in gleicher Besetzung weiter durch die Nacht, Wechselpunkt war Verdun.
Der Wechsel in Verdun verlief planmäßig, nun waren Doc & Ricci an der Reihe, während Lutti & Markus bei Pain au chocolat & Baguette versuchten den Gel & Riegelgeschmack irgendwie loszuwerden.Beim nächsten Wechsel stellte sich heraus das diesmal Doc & Ricci eine, wie er sagte
Feldwirtschaftsweg-Passage zu meistern hatten, was Riccis Ultremo R mit einem lauten Zischen kommentierte.Beim Wechsel monierte Doc die geringe Pannensicherheit von Riccis Ultremo R, woraufhin Docs Hinterradreifen aus Solidarität im Stand spontan geplatzt ist :-))
Nächste Etappe Markus & Doc, bis auf fiesen Gegenwind ohne Probleme, danach Lutti & Ricci, während Markus ein kurzes
Telefoninterview mit SR1 hatte. Nächste Etappe wieder Doc & Markus bis ca. 70km vor Paris, eine flache windgeschützte Strecke mit Geschwindigkeiten bis deutlich über 40km auf den noch fast autofreien Geraden.
Letzter Wechsel vor Paris. Lutti verzichtete freiwillig aufs Einrollen mit dem Rennradl, bezog bereits unser Quartier und holte Infos über
Futterkrippen ein, während die anderen drei gemeinsam in Paris einrollten, wobei selbst Radfahren in Paris ziemlich nervig ist, zumindest solange man sich noch an Ampeln orientiert, danach fällt es leichter. Anmerkung von Doc :
Ich empfand das Radfahren durch Paris als ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Eine Form von Sightseeingtour, die so viel intensiver und unmittelbarer ist, als die üblichen mit dem Bus. Man taucht quasi in das
Pariser Nachtleben ein, durchtränkt von einer Mischung aus Pariser Charme und dem verruchten Dreck einer Weltmetropole. Für mich ein unvergessliches Erlebnis.
Endlich am Hotel angekommen, nachdem wir durch manches Viertel gefahren sind bei dem anzuhalten fast schon einer Mutprobe gleichkommt, stellt sich das Quartier als doch besser heraus als es der für Paris recht niedrige Preis erwarten lies. Eine echte Kuriosität war das Bad, welches eher den Namen
Einbau-Dixie-Klo verdient hätte, ansonsten versprühte das Hotel den Flair einer Jugendherberge. Das Zimmer war gerade groß genug für ein Bett und die beiden Räder, danach half nur noch ein Schuhlöffe. Aber egal, Hauptsache schlafen, vorher noch bei einem
amerikanischen Multimillionär zum Abendessen gewesen und dann nichts wie ins Bett.
Erst einmal auf dem Bett liegend habe ich in der Zeit in der Doc aufgestanden ist um den Lichtschalter zu bedienen und dem Moment bis der diesen erreicht hatte (ca. 1,5 Meter) genutzt um schon mal einzuschlafen.
Am nächsten Morgen war Frühstück angesagt. Ricci und Lutti haben es nicht geschafft die Augen ohne Hilfe zu öffnen, erst durch SMS und Handyanruf waren diese zurück ins Leben zu rufen. Das Frühstück war
jugendherbergsmässig vielfältig, die fehlende Vielfalt haben wir aber locker durch ständiges aufsuchen des Frühstücksregals (Büfett wäre geprahlt) kompensiert.
Danach ging es gemeinsam zum Eiffelturm, der immerhin noch 12km entfernt war. Nach
ausgiebigem Fotoshooting am Eiffelturm, mit und ohne Lyoner, in verschiedensten Konstellationen, dazu eine spezielle Variante von Lutti welche uns ungläubiges Staunen vor allem der weiblichen Touristen und diverse zugesteckte Telefonnummern bescherte ;-) stand nun der lange Heimweg an.
Zuvor mussten wir mit Hilfe der pariser Polizei einen Radladen finden der Docs Bremse reparieren konnte. Dann schnell noch einen Snack beim Millionär, schließlich wollen die Fettspeicher für die lange Distanz gefüllt und die Gelenke geschmiert sein, während Ricci & Doc bereits auf dem Radl unterwegs waren, um ein letztes mal die
pariser Sehenswürdigkeiten genießen zu können.
Erster Wechsel nach 55 km, danach Lutti und Markus, ein unbarmherziger Gegenwind macht die Fahrt zu einem echten Kraftakt, die Muskulatur, nein der ganze Körper will eigentlich nicht mehr wirklich Radfahren, es stellt sich nicht mehr die Frage WAS wehtut, sondern nur noch wie sehr etwas wehtut. Durch den Gegenwind sind wir gezwungen bergab zu treten um nicht stehen zu bleiben !! Bergauf geht’s nur noch indem wir aus dem Sattel gehen und alles einsetzen was noch vorhanden ist.
Inzwischen haben Doc & Ricci die Wechselpause in BikeAid-Tradition genutzt und Gutes getan, indem sie ein
halbverhungertes Kätzchen aus einem Kanalrohr befreiten, und mit Blutwurst, welche sie in einer nahe gelegenen Metzgerei extra eingekauft haben wieder aufgepäppelt haben. Die Mieze hat es mit extremer Anhänglichkeit gedankt, nur mit viel Mühe war diese dazu zu überreden wieder aus dem Auto zu klettern. Schade dass wir sie nicht mitnehmen konnten, besonders Doc hat dies sehr bedauert ...
Als Lutti & Markus nach dem Wechsel in der Metzgerei Schinken & Salami eingekauft haben, die Metzgersfrau hat extra für uns den bereits geschlossenen Laden aufgesperrt und uns mit allem notwendigen versorgt, sahen wir dort ein Foto der Mieze auf einem Suchbild. Das Metzgerpaar war hocherfreut über unsere Angaben zum Verbleib der Katze, und die Katze gewiss nicht weniger.
Nach erneutem Wechsel stand die
erste Nachtpassage für Markus und Lutti an, wenigstens hatte der Wind aufgehört und es ging für unsere Verhältnisse noch recht zügig voran, die Bergaufpassagen waren Gott-sei-dank eher dünn gesät und nach knapp 2:15h waren die 58 km bewältigt, die letzten Kilometer waren wieder sehr lang und bereits reichlich kalt. Erneuter Wechsel, nun wieder Ricci & Doc, wobei bei allen Teilnehmern
deutliche Erschöpfungsspuren zu erkennen waren, die Gespräche in den Wechselpausen wurden weniger, jeder hat mehr damit zu tun auf sich selbst zu achten und Eigenwärme zu produzieren.
Ziemlich fertig kamen Ricci & Doc zum nächsten Wechselpunkt, inzwischen war es richtig scheisskalt geworden. Bei Temperaturen unter 5°C hatten unsere Trikots keine Gelegenheit mehr zu trocknen also mussten wir in die feuchten kalten Trikots hinein schlüpfen, der Körper war bereits zu
müde & schwach um überhaupt noch zu zittern, nur unerträgliche feuchte Kälte war am gesamten Oberkörper, der erste Berg wurde mit Freude gesehen in der Hoffnung endlich warm zu bekommen.
Nun, wir sollten reichlich mit Körperwärme, also Bergen belohnt werden, insgesamt standen 4 steile, nicht enden wollende Anstiege auf dem Plan, und wir wurden nicht enttäuscht. Ich kann mich nicht erinnern jemals das Ende einer Etappe so sehr herbeigesehnt zu haben. An einer Abfahrt hat mich ein dermaßen heftiges Zittern erfasst dass ich anhalten musste weil ich nicht mehr in der Lage war den Lenker ruhig zu halten und bei
Abfahrtsgeschwindigkeiten >50km/h dies sehr gefährlich werden konnte, auch wenn die Straße, wie übrigens fast auf der gesamten Strecke uns alleine gehörte.
Letzte Etappe für Ricci & Doc, 5 km vor ihrem Etappenende erreichte uns am Wechselpunkt eine SMS mit den Worten
„Die letzten 5km für eine lange Zeit haben begonnen“, am Wechselpunkt, 68km vor dem Ziel haben sich Ricci & Doc entschlossen nicht mehr am Ziel auf uns zu warten sondern mit dem Auto direkt nach Hause durchzufahren, was ob des Erschöpfungszustandes in dem das gesamte Team sich befand nachvollziehbar war und von allen Teilnehmern als richtig & sinnvoll betrachtet wurde.
Also schnell noch ein Abschlussbild, als Hintergrund diente ein Schild mit
symbolträchtigem Charakter, dann waren die letzten 68km von Lutti & Markus zu bewältigen, mit dem festen Vorsatz jetzt einfach nur noch irgendwie gesund anzukommen. Unterwegs haben wir uns noch in einer Bäckerei die Speicher mit Baguette und
Pain au chocolat gefüllt, die Gels und Riegel und Powerballs lösten bereits beim Öffnen der Verpackung
Brechreiz aus und dann ging es direkt ins Ziel. Der letzte Anstieg über 6 km mit 160Hm und z.T. 15% ging auch noch irgendwie vorbei, dann einfach nur noch 50 Hm ins Tal fliegen und … Schluss, einfach vorbei, merkwürdiges Gefühl endlich am Ziel zu sein.
Wir haben zusammen :
gelacht & gelitten,
geschwitzt & gefroren,
gestunken & geduftet (nach dem Duschen),
gelästert & gejammert,
gekämpft & gezittert,
gewitzelt & geschwiegen (eher selten),kurz um
WIR HABEN ZUSAMMEN UNENDLICH VIEL SPASS GEHABTUnser besonderer Danke geht an die Firmen
Schröder Fleischwarenfabrik – Saarbrücken
für´s Spendensponsering & Verpflegung
Total Normal-Bikes – St. Ingbert
wieder mal für´s Beinausreißen bis zur letzten Minute
VeloPoint, Andreas Dräger, - Saargemünd
für die Ausstattung & Unterstützung von Ricci-Richard
Out-Led innovative Lichtsysteme - Püttlingen
für die Leihstellung der Beleuchtung.
und nicht zuletzt unseren Familien
für´s Verstehen oder zumindest Tolerieren unserer verrückten Ideen
Bis nächstes Jahr
in alphabetical order
Doc
Lutti
Richard
Markus
Bericht von Markus Spurk
Anmerkung der Redaktion:
Nach dem knapp missglückten Versuch aus 2008 war dies eine wirklich phänomenale Revanche und die Meisterleistung eines grandiosen und harmonischen Teams. Wir dürfen jetzt schon gespannt wo die Reise im nächsten Jahr hingeht.