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Kamerun Tagebuch Nr. 1: Daniel Bichlmann

Sonntag, Mär 13, 2016 in Pro Cycling

Im Wechsel mit meinen weiteren deutschsprachigen Teamkollegen Euch einen  Eindruck über das Geschehen bei der Tour du Cameroun berichten.

Für mich persönlich ist es bereits mein dritter Aufenthalt in dem westafrikanischen Land. Daher wusste ich auch gut auf was ich mich eingelassen habe. Denn die Umstände hier, sind mit denen in Europa natürlich erstmal nicht zu vergleichen. Es ist eben ganz anders. Das zu beschreiben würde alleine wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen und eigentlich muss man das auch erst irgendwie mal erlebt haben, um nachvollziehen zu können, wie sich das alles hier „anfühlt“. Eine andere Welt.
Nach einer entspannten zweistündigen Einheit am Donnerstag, um die Beine von der vorhergegangenen vierzehnstündigen Anreise aus dem winterlichen Chiemgau locker zu fahren, ging es heute also direkt SCHARF los. Die Etappe wirkte auf dem Papier recht easy (humane128km, keine nennenswerten Steigungen, beste Straßenverhältnisse) aber man kennt das ja: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. 
Es ging vom Start an direkt zur Sache.  Unzählige Attacken und ein enormes Anfangstempo ließen jeden der vorhin erwähnten "nicht nennenswerten Steigungen" sehr wohl "nennenswert" werden.
Nach einiger Zeit stand dann also die 19-köpfige Spitzengruppe rund um unseren eritreischen Amanuel Mengis, mit dem wir hier auf Gesamtwertung fahren. Zur Verstärkung dabei- zumindest für einige Kilometer – war auch unser großgewachsenes Küken Joschka Beck. Die Hitze tat an diesem schweren Tag ihr übriges und ließ uns weißhäutigen Europäer regelrecht schmelzen. Ich habe ja nun schon viele exotische Rennen hinter mir, und bin eigentlich auch gut an wechselnde Verhältnisse gewöhnt. Aber eine solch drastische Umstellung wie dieses Mal, direkt aus dem tiefen Winter bei mir zu Hause in diese Hitze: das habe ich selten mitmachen müssen und unsere Körper sind nicht sehr dankbar dafür.

Die Etappe gewann ein mitfavorisierter Marokkaner vor zwei einheimischen Fahrern aus dem Gastgeberland Kamerun. Nach der Etappe hätten uns die Unterschiede mit dem individuellen Empfinden bei solch extremen Bedingungen auf dem afrikanischen Kontinent nicht besser vor Augen geführt werden können. Während Joschka,  Patrick und Ich versuchten, geradezu apathisch und von Hitze und Krämpfen geplagt im Auto wieder zur Besinnung zu kommen - zogen sich unsere beiden afrikanischen Kollegen (frei von jedem Schweißtropen und Salzrändern) fröhlich und quatschend um, um sich mit dem Rad auf den Weg ins Hotel zu machen.

Naja. Und wir blieben einfach im Auto.  
Hoffentlich war das heute eine Art „Schockakklimatisierung und wir können im Laufe der nächsten Tage erfolgreich in die Offensive gehen.

Keep calm - and ride on, Euer Daniel