Image
Image Image
Image

Tour of Saudi Arabia – Ein Blick hinter die Kulissen eines unbekannten Landes

Dienstag, Feb 11, 2020 in Pro Cycling

Fünf Tage Radsport auf der arabischen Halbinsel, für BIKE AID ein erfolgreicher Saisonauftakt, inmitten eines hochklassigen Starterdfeldes, vor einer faszinierenden Kulisse.

Wenn der Tour de France Veranstalter selbst zu einem Radrennen einlädt, ist das für ein Kontinental Team an sich schon eine besondere Ehre. Und genau so kann man erwarten, dass das Peleton entsprechend hochwertig ist und die Organisation nichts zu wünschen übrig lässt.  

Die Einladung bedeutet bedeutet also auch eine gewisse Verantwortung auf Seiten des Teams und eine Erwartungshaltung gegenüber den Fahrern. Als Saisonauftakt war die Tour of Saudi Arabia durchaus eine große Herausforderung für unser Team. Wie sind die Fahrer durch den Winter gekommen, wie werden sich die neuen Fahrer in das Team integrieren?  

Was unsere Jungs allerdings auf den folgenden 760km ablieferten, hat uns selbst überrascht und macht große Freude auf die kommenden Rennen.  

Die Rennen waren geprägt durch den Zweikampf zwischen den World Tour Teams Bahrain – McLaren um den späteren Gesamtsieger Phil Bauhaus, Heinrich Haussler und dem dreißigfachen Tour de France Etappensieger Mark Cavendisch sowie dem Team UAE-Team Emirates um den ehemaligen Weltmeister Rui Costa. Zwischendurch gestört durch den boxenden Sprinter Nacer Bouhanni, vom französischen Team Arkéa Samsic.  

Danach können wir stolz unser Team BIKE AID als prägende Mannschaft des Rennens nennen. Wer in den letzten Tagen die Liveübertragung auf Eurosport verfolgt hat, konnte sich selbst davon überzeugen. BIKE AID war omnipräsent.  Über viele Kilometer haben unserer Fahrer auf 4 von 5 Etappen das Rennen in Ausreisegruppen mitgeprägt. Alleine Nikodemus Holler war ganze 3 Etappen in Fluchtgruppen vertreten. Suleiman Kangani konnte auf der vierten Etappe noch mithalten, als Rui Costa mit einem Kraftakt versuchte die Gesamtwertung an sich zu reißen, alleine die Spitzengruppe um Suleiman stürmte und sprengte.  

Auf der dritten Etappe gelang Lucas Carstensen ein Top Ten Ergebnis, was ihn zwischenzeitlich auch auf den 10. Platz in der Gesamtwertung brachte. Neuzugang Erik Bergström Frisk war immer auf Höhe des Geschehens, vor allem wenn es etwas bergiger zur Sache ging und die Top Sprinter in Bedrängnis kamen. Für ihn war es am Ende nicht schwer genug, die Mannschaften brachten ihre Sprinter immer wieder zurück, nach dem das Feld manchmal auf 15 bis 20 Fahrer ausgedünnt war. So reichte es am Ende nur für Platz 27 in der Gesamtwertung, allerdings mit gerade mal 1:29min Rückstand auf den Gesamtsieger.  

Auch in der Mannschaftswertung lag BIKE AID am Ende gerade mal 4:52min zurück, während die beiden anderen Kontinental Teams weit abgeschlagen auf den letzten Rängen landeten.  

Aber neben dem sportlichen Aspekt war auch die Reise, in dieses für uns unbekannte Land, eine großartige Erfahrung.  

Hierzulande hat man schnell seine Meinung über die Länder auf der arabischen Halbinsel gebildet. Berichte über sportliche Großveranstaltungen vor menschenleeren Tribünen gibt es zu genüge. Doch wie immer sieht die Welt anders aus, wenn man sich selbst vor Ort ein Bild macht.  

Klar, in der Wüste stehen nicht hunderttausende Zuschauer entlang der Strecke, dafür gibt es aber gute Gründe und diese liegen nicht in der fehlenden Begeisterungsfähigkeit der Einheimischen. In einem Land, in dem im Sommer gut und gerne die 50 Grad Marke gesprengt wird, spielt sich tagsüber das Leben logischerweise mehr in schattigen Innenräumen ab, das ist fest in der dortigen Kultur verankert. Wenn unsere Sportler früh die Augen schließen um sich für die nächste Etappe zu erholen, konnten unsere Betreuer ein ganz anderes Saudi Arabien erleben. Sobald die Sonne untergeht und die Temperatur sinkt, kehrt Leben auf den Straßen ein und man kann sich in das fremde Getümmel stürzen, in eines der zahlreichen Teehäuser einkehren oder über einen orientalischen Markt schlendern.  

Man kann eine Wüsten- und Steinlandschaft als trostlos empfinden. Aber die Bilder von der Landschaft, durch die das Feld der Fahrer streifte, haben eine faszinierende eigene Schönheit, wie wir sie selten erlebt haben.

Der Fotograf Mario Stiehl hat das Rennen mit atmosphärischen Fotos der Extraklasse festgehalten. Enock Kirop aus Kenia wählte die Perspektive ganz nah an unseren Fahrern. Lasst die Bilder auf euch wirken. Es mag vielleicht etwas aufgesetzt klingen: Aber es hat schon etwas transzendentes, wenn zwischen dem Land in der Ferne, einem Fahrerfeld in unwirklichen Wüstenlandschaften eine Verbindung über die Fernsehbilder live auf die Couch im eigenen Wohnzimmer geschaffen wird. Das ist Radsport.

Für unser Team war es ein besonderes Erlebnis; sportlich ein gelungener Saisonauftakt ein Rennen mit Weltklasse Teams entscheidend mitzugestalten und viele neue Eindrücke mit nachhause zu nehmen.